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MEP2016

Die Wahl des Republikaners Donald Trump zum Präsidenten der USA und die überraschende Mehrheit für einen Brexit im Vereinigten Königreich haben uns erneut deutlich vor Augen geführt, was sich bereits seit einigen Jahren in der Politik weltweit abzeichnet – Angstmacher und andere Populisten sind auf dem Vormarsch und viele Wähler traben willig hinterher, entfernen sich von Dialog und Kompromisslösung und rütteln zunehmend am Fundament des demokratischen Prozesses unserer Gesellschaft. Ganz anders eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern des Königin-Charlotte-Gymnasiums, die nach mehrmonatiger Vorbereitung vom 4. – 6. November 2016 am Model European Parliament in Kerkrade in den Niederlanden teilnahmen und mit ihrem Engagement und ihrer Bereitschaft zur konstruktiven Auseinandersetzung mit den komplexen Herausforderungen europäischer und internationaler Politik auch ein Zeichen gegen diesen Trend zur Suche nach einfachen und radikalen Lösungen gesetzt haben.

Bereits seit dem vergangenen Schuljahr trafen sich die zwölf Schülerinnen und Schüler aus den Klassenstufen 10-12 regelmäßig, um die Abläufe und Inhalte dieser von der AFNORTH International School veranstalteten Simulation mit fast 300 Schülerinnen und Schülern aus Europa, den USA und Kanada zu erarbeiten. Jedem Teilnehmer wurde dabei eine Rolle zugewiesen, die über einen Fachausschuss, Parteizugehörigkeit und Nationalität definiert war. Folglich galt es die Position des jeweiligen Abgeordneten des Europäischen Parlaments zu einem Gesetzesentwurf der Europäischen Kommission für einen der Ausschüsse „LIBE: Civil Liberties, Justice and Home Affairs“, „AFET: Forein Affairs“, „AFCO: Constitutional Affairs“, „CULT: Culture and Education“ oder „SEDE: Security and Defence“ vorzubereiten, Änderungen an den Entwürfen zu planen und Argumente für die eigene Position zu sammeln. Auch Grundlagen der Debattenabläufe der englischsprachigen Konferenz, die direkt von den tatsächlichen Abläufen der parlamentarischen Debatte im Europäischen Parlament abgeleitet sind, mussten unter Anleitung der betreuenden Lehrkräfte Benjamin Köhler und Sarah Schwarz erlernt und eingeübt werden.

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Am letzten Freitag in den Herbstferien erfolgte dann die Anreise nach Kerkrade mit dem Zug und das Einchecken im Konferenzzentrum Rolduc, das in einem ehemaligen Kloster aus dem 13. Jahrhundert untergebracht ist und neben dem Hotel und Speisesälen auch über eine ausreichende Anzahl an Konferenzräumen mit entsprechender technischer Ausstattung und den notwendigen Plenarsaal für 300 Personen verfügt. Bereits unmittelbar nach Ankunft wurden dann dem „Dress Code“ entsprechend Anzug, Krawatte oder Jackett angelegt und direkt in den politischen Prozess gestartet. Dabei standen zunächst Treffen innerhalb der Fraktionen auf dem Programm, bei denen die Position in Abgrenzung zu den anderen Parteizusammenschlüssen definiert und Verhandlungsstrategien erarbeitet wurden. Unmittelbar im Anschluss folgte dann mit dem Lobbying der wohl spannendste Prozess des gesamten Wochenendes, bei dem in rasender Geschwindigkeit Allianzen geformt, Kompromisse geschlossen und möglichst viele Delegierte vom eigenen Entwurf überzeugt werden wollten. Dass die Schülerinnen und Schüler des KCG hierbei in den verschiedensten Fraktionen zu den Wortführern der Verhandlungen zählten, kann dabei sowohl als Zeichen für ihre exzellente Vorbereitung und sprachliche Kompetenz als auch für ihr strategisches Geschick gewertet werden.

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Obwohl sich die teils hitzigen Debatten dabei bis in den späten Abend zogen, galt es bereits früh am Samstag ein schnelles Frühstück einzunehmen, wieder in die formell korrekte Kleidung zu schlüpfen und dann rechtzeitig der Eröffnungszeremonie des Parlamentes beizuwohnen. In der Eröffnungsrede wurden mit dem Brexit, dem Aufstieg populistischer Parteien, den Umbrüchen in der Türkei, den militärischen und politischen Spannungen zwischen der Europäischen Union und Russland und dem unklaren Status der unterschiedlichen Freihandelsabkommen bereits zentrale Herausforderungen der Europäischen Union angesprochen und intensiv diskutiert. Im Anschluss folgten Fraktions- und Ausschusssitzungen, in denen die Schülerinnen und Schüler im intensiven Dialog die verschiedenen Gesetzentwürfe auf beachtlichem Niveau verändert und erweitert und schließlich durch das Herstellen von Mehrheiten verabschiedet haben, bevor diese dann dem gesamten Parlament mit fast 300 Personen vorgestellt wurden. Neben den sprachlichen und fachlichen Fähigkeiten musste hier vor allem auch eine gehörige Portion Mut bewiesen werden, um sich den intensiven und kontroversen Beiträgen und Nachfragen zu stellen und so eine Mehrheit von der eigenen Position zu überzeugen. Wie kaum einer anderen Delegation gelang es den Schülerinnen und Schülern des Königin-Charlotte-Gymnasiums dabei, die Gesetzgebungsprozesse auf allen Ebenen zu beeinflussen und viele der Überzeugungen des eigenen Abgeordneten in die finalen Gesetzestexte einzubringen. Dass die auf einem so hohen Niveau im Umfeld zahlreicher herausragender Schülerinnen und Schüler von erstklassigen Schulen aus dem internationalen Umfeld gelang, machte die Delegation zu Recht stolz.
Am Sonntag hieß es dann viel zu schnell schon wieder Abschied nehmen vom MEP 2016, aber die kontroversen Themen, Meinungen und die Erkenntnis, dass Politik in einer Demokratie ein aufwendiger und anstrengender, die Kompromissfindung aber in jedem Fall ein lohnender Prozess ist, bleibt den Teilnehmern wohl dauerhaft erhalten.

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